Postfaktisch ist die politisch korrekte Verschwörungstheorie

Oder wieviel Fakten braucht der Mensch?

Hinweis: nach 2016 neu verlinkt

Hier zum Wort des Jahres 2016 auserkoren, in den USA ebenfalls als “post-truth” schon vorher Word of the Year 2016 – bei soviel transatlantischem Gleichschritt kann man ja fast misstrauisch werden: “Fake-News” hin– oder her.

Von wegen “Postfaktisches Zeitalter”: gab es jemals ein Anderes?

Geschichten sind Emotionen

Früher wurden Geschichten erzählt, dann wurden die Geschichten aufgeschrieben, später gedruckt, dann vertont und später in Bild und Ton ausgestrahlt – warum jetzt die Aufregung über Facebook, Twitter, YouTube und Blogs? Auch wenn “Nachrichten” draufsteht sind doch immer noch Geschichten drin.

Z.b. werden “Nachrichtensendungen” der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ÖR) so “programmiert” und “formatiert”, dass möglichst viele “Zapper” hängenbleiben: indem emotional präsentiert wird.

Emotionen können den Verstand “bestimmen”: dafür sind sie da. Ganz offensichtlich ein evolutionärer Überlebensvorteil.

“Kinder” funktionieren gut, selbst wenn sie nur der Erzählung nach aus Brutkästen gerissen werden, da kann man durchaus mal in den Krieg ziehen. Oder Konzentrationslager wo Männern die Hoden mit Motorrädern abgerissen werden, da kann man durchaus… . Oder World-Trade-Center (WTC) 1&2 Türme die durch Flugzeuge zerstört werden – also wenn man da nicht in den Krieg ziehen muss, wann denn sonst?

Alles “Fake-News”

Es gibt gute Gründe das weite Teile der Gesellschaft immer noch das postfaktische 9 / 11 Wunder in Märchenform glauben: es kann eben nicht wahr sein was nicht wahr sein darf. Und: je mehr etwas Unglaubliches gesehen wird, desto glaubhafter wird es.

Die vorherrschende “gemeinsamme” Geschichte ist immer die Geschichten der Herrschenden. Früher waren es “Ketzer” die nicht den wahren Glauben hatten. Die “Magic Bullet”-Zweifler waren “Verschwörungstheoretiker” mit “Verschwörungstheorien”. Und jetzt ist halt “postfaktisch” dran.

Das ist tatsächlich eine Entwicklung bezogen auf den Verbreitungs- und Wirkungskreis: von Personen über Personen und Information hin zu Informationen was da mit einem ausgrenzenden Kampfbegriff gebranntmarkt wird.

Das “Problem” der Systemmedien – insbesondere des ÖR – sind deren eigenen Widersprüche: ihre Bedeutung müssen sie durch “Productionvalue” zeigen worunter die Authentizität leidet. Wenn “Meinungen” als “Nachrichten” deklariert werden und Journalisten keine Meinung mehr haben dürfen, werden nicht nur Journalisten austauschbar sondern die Information an sich: es fehlen wahrhaftige Emotionen.

Es geht auch Anders

Ein Alex Jones der in den USA “frei Schnauze” sendet, mit Emotionen durch die seine persönliche Geschichte fühlbar wird, erreicht mehr Menschen als die Systemmedien. Wo letztere ihre Mission verstecken macht InfoWars ein Branding draus, statt Werbung gibts einen Online-Shop.

Richtig dezent dagegen ist in Deutschland KenFM: crowdfinanzierte Sendungen in denen (u.a.) Ken Jebsen eigentlich das fragt was ihn interessiert und das so lange es eben dauert. Dessen “Zielgruppe ist und bleibt der Mensch”, zusammen Neues und altbekanntes Neu erkunden darauf vertrauend, dass die gemeinsame Reise und das Bewusstsein das dabei entsteht attraktiv genug ist. Interviews und Gespräche ohne aufwendige emotional aufgeladene “Zuspieler”, stattdessen Branding über ein “konspiratives” Setting das nicht vom Inhalt ablenkt.

Durch den Verzicht auf emotionale Vergewaltigung des Zuschauers kann eine echte emotionale Bindung entstehen. Es ist etwas Anderes wenn man eine Nachrichtensendung selbst anklicken muss statt in der Halbzeitpause eines Fussballspiels Eine “reinprogrammiert” zu bekommem.

Facebook, Twitter und Co. sind Emotion und Geschichten pur auf einer ganz neuen, aber trotzdem natürlichen Ebene: Jeder schreibt seine eigenen Geschichten, lässt Andere somit an seinen Emotionen teilhaben, kann an denen von Anderen teilhaben und wird somit Teil einer gemeinsamen Geschichte. Ein Vertrauensnetzwerk das nur indirekt beeinflusst werden kann. Eine Möglichkeit: die Ausdrucksmöglichkeiten der ureigensten Gefühle werden z.B. im Rahmen von “Political Correctness” eingeschränkt…

Kampfbegriff “postfaktisch”

Konnte man früher einfach “unliebsame” Journalisten in ihrem Wirkungsgrad einschränken, so funktioniert dies im Internet nicht mehr. Die emotionalen Bindungen der Teilnehmer untereinander bestimmen diese selber. Und somit auch den Fluss von Informationen innerhalb der Netzwerke aus Teilnehmern.

Informationen kommen nicht mehrvon irgendeiner weit entfernten Person – wie in Zeitung, Radio oder Fernsehen – sondern werden von bekannten, vertrauten Personen zugestellt. Durch die Masse der zustellenden Personen und die emotionale Verbundenheit zu diesen ist es unmöglich anhand von einzelnen Personen den Informationsgehalt zu diskreditieren.

Genausowenig wird es funktionieren, über Fremdbestimmung wie Informationen zu bewerten sind deren übermittelnden Personen zu diskreditieren: die emotionale Bindung bestimmt über die Bewertung von Informationen.

Nachdem der Wirksamkeit des alten Kampfbegriffs “Verschwörungstheorie” geradezu mit dem WTC 7 im freien Fall in sich zusammen gestürzt ist – da musste ein neues Wort her.

Und “postfaktisch” ist nicht schlecht gewählt: da es nicht diskreditierend auf einzelne Personen in Form von “Postfaktiker” angewendet wird, scheint es emotionslos “neutral” – geradezu “wissenschaftlich” – zu sein.

Postfakische Zensur

Unter dem Vorwand “Fake-News” soll nun unterwünschter Nachrichtenfluss innerhalb der sozialen Netzwerke verhindert werden.

In den Netzwerken muss die Nachricht an der Weiterverbreitung gehindert werden: “Fake-news” die “postfaktisch” Argumentieren sind d Mitlerweile gibt es Webbrowser-Plugins die vor “Fake-News” warnen. Anhand von Listen die von Wissenschaftlern erstellt wurden. Facebook-Algorythmen was wer zu sehen bekommt sollen weniger “postfaktisches” zeigen. Und selbst Nachrichtenagenturen haben anscheinend ein Problem: hier soll ebenfalls der Computer helfen den Wahrheitsgehalt von Nachrichten zu beurteilen.

Wie “wissenschaftlich” das sein wird, kann man am Beispiel der “Wissenschaft” selbst abschätzen: bei Bedarf muss die nicht mehr nachvollziehbar und wiederholbar sein. Glauben reicht auch.

Die Macht der Geschichten ist Geschichte zu machen